Wunschzettel für Innenstadtentwicklung bis 11.10. online

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Roland Gorecki, Dortmund-Agentur

Die Dortmunder Innenstadt steht vor großen Herausforderungen. Der seit längerem zu beobachtende Strukturwandel im Einzelhandel wird durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie auch in unserer Stadt erheblich beschleunigt. Nutzungen und Funktionen für das Oberzentrum Dortmund müssen neu durchdacht und gefördert werden, um die City langfristig attraktiv und einzigartig zu machen. 

„Miteinander. Mitte. Machen.“
Unter der Überschrift „Miteinander. Mitte. Machen.“ begrüßte daher Oberbürgermeister Thomas Westphal am 4. Oktober 2021 im Westfälischen Industrieklub rund 130 Gäste – allesamt und in verschiedensten Funktionen für die City aktiv – zum Gedankenaustausch über die Zukunft der Dortmunder Innenstadt. Vertreter*innen aus den Bereichen Handel, Gastronomie, Nightlife, Kunst und Kultur, Kirche, Eigentümer*innen von Immobilien in der City, von Institutionen wie dem Cityring, dem Handelsverband, der IHK Industrie- und Handelskammer zu Dortmund sowie Wohlfahrtsverbänden haben ebenso teilgenommen wie Politiker*innen und Funktionsträger*innen aus den verschiedenen Fachbereichen der Stadtverwaltung.

Oberbürgermeister Thomas Westphal machte direkt zu Beginn deutlich, dass er die Stärkung der City als dringende Aufgabe ansieht: „Für uns hat absolute Priorität, unsere Innenstadt nachhaltig attraktiv zu gestalten und ökonomisch nach vorne zu bringen. Ich habe das bereits an der ein oder anderen Stelle „die 4-S-Strategie“ genannt: 1. Sichern: damit meine ich die Sicherung von wirtschaftlichen Existenzen. 2. Schöner werden: zum Beispiel durch Aufenthaltsinseln, Pocket Parks und Weihnachtsbeleuchtung. 3. Strukturen ändern: dem Handel in den Erdgeschosslagen günstigere Mieten anbieten und parallel dazu eher die Mieten in den oberen Geschossen erhöhen. Und 4. Segmentierung: die Innenstadt stärker in Quartieren denken und so ganz gezielte Qualitätssteigerungen erreichen – das Brückviertel und das Rosenviertel wären Beispiele. All das ist unsere gemeinsame Aufgabe. Und die Ideen dazu müssen wir am Ende auch alle gemeinsam mittragen und zum Leben erwecken. Genau das wollen wir heute Abend hier anstoßen.“

Mit der Impulsveranstaltung setzte die Stadt den Auftakt zu einem Prozess, den sie gemeinsam mit den verschiedenen Innenstadtakteur*innen gestalten möchte.

Dialog schafft Atmosphäre und Raum für viele Ideen
Das Besondere an dem neu initiierten Prozess ist, dass die Innenstadt, ihre einzelnen Quartiere und ihre Funktionen aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet und weiterentwickelt werden sollen. Hierfür müssen vorhandene Netzwerke ausgebaut werden, damit Dialoge und schließlich neue Ideen und Ansätze entstehen können. Denn es braucht neben Geld und Zeit vor allem die gemeinsame Anstrengung, um die Stärken der Innenstadtquartiere herauszuheben.
Zu Beginn des Programms stellte sich das Team vor, das den Prozess für die Etablierung eines Citymanagements gestalten wird: Das Amt für Stadterneuerung steuert die Aufgabenbearbeitung seitens der Stadtverwaltung und wird inhaltlich ergänzt vom Dortmunder Büro Stadt+Handel. 

Durch die Veranstaltung führte Stefan Postert, Projektleiter von Stadt+Handel. Jens Nußbaum, ebenfalls Projektleiter beim Büro Stadt+Handel, stellte die Zukunftsfähigkeit und die Potenziale der Dortmunder City vor. Dabei betrachtete er die Potenziale aus dem Blickwinkel von fünf sogenannten „Vermögenswerten“: ökonomisch, ökologisch, sozial, kulturell und emotional. Unter Berücksichtigung dieser fünf Werte ist die Innenstadt behutsam weiterzuentwickeln, damit sie vielseitig bleibt und nachhaltig attraktiv für Bürger*innen wie auch Gäste sein kann. Denn Dortmunds Innenstadt hat bereits heute mehr als nur Einzelhandel und Gastronomie zu bieten – und könnte dies noch viel stärker nach außen tragen. Diese vorhandenen Ansätze werden im nun angestoßenen Prozess identifiziert, sollen noch besser sichtbar gemacht und mit den gebündelten Kräften aller Akteur*innen weiter ausgebaut werden. 

Kreativ werden mit „Dialogstationen“
Im Verlaufe des Abends gab es vor diesem Hintergrund ausreichend Zeit für Gespräche an fünf „Dialogstationen“: Immer aus dem Blickwinkel eines einzelnen Vermögenswertes stimmten die Teilnehmenden über teils provokante Thesen zur Zukunft der Innenstadt ab und diskutierten über mögliche passende Handlungsansätze für die Zukunft. Die Ergebnisse jeder Dialogstation wurden anschließend im Plenum zusammengetragen. 

In den verschiedenen Gruppen bestand unter anderem Einigkeit darüber, dass Sicherheit und Sauberkeit in der Innenstadt eine wesentliche Rolle für das Wohlfühlen in der City spielen. Auch, dass es Raum und konkrete Angebote für einzelne Zielgruppen wie Jugendliche, Familien oder Senioren in der City geben sollte, wurde gleich aus mehreren Blickwinkeln festgestellt. Lebendigkeit in den Quartieren entsteht zum Beispiel durch abwechslungsreiche Angebote an Gastronomie und Nightlife. Gemischte Erlebnisräume, die einerseits zum Verweilen und zum Treffen in der Stadt dienen, können den Menschen dabei gleichzeitig Raum für Kunst und Kultur bieten. Viele „grüne Oasen“ in der Stadt können helfen, im Sommer vorhandene Hitzeinseln in der Innenstadt aufzulösen und Orte der Entspannung sein. Aus ökonomischer Sicht zahlt nach Meinung der Teilnehmenden auch die Wertigkeit in der Stadtgestaltung, also eine ansprechende Optik des öffentlichen Raums in Dortmunds Anziehungskraft ein. Viele Ideen und Ansätze wurden in den Gruppendiskussionen zusammengetragen und werden jetzt vom Projektteam ausgewertet.

Kreis wird durch Online-Abstimmung noch erweitert
In diese Auswertungen können auch noch Meinungen einfließen, die in den kommenden Tagen online abgegeben werden: Die Abstimmung über die Thesen zu den fünf Vermögenswerten ist bis zum 11. Oktober auch im Internet möglich, weitere Informationen hierzu sind zu finden unter dortmund.de/cityentwicklung.

Ausblick auf kommende „Stadt-App“
Einen konkreten Mehrwert für die Cityakteur*innen stellten Dr. Jan Fritz Rettberg, Leiter der Stabstelle Chief Information/Innovation Office, und sein Stellvertreter Sebastian Kieper im weiteren Verlauf des Abends in einem Kurzvortrag in Aussicht: Derzeit wird an der neuen „Stadt-App“ gearbeitet. Diese Open Source-App wird ein Angebot der Stadtverwaltung an die Stadtgesellschaft, um Dortmunds Schätze auch digital sichtbarer zu machen. Hierin sollen zukünftig hilfreiche Informationen für Bürger*innen digital zusammengetragen und einfacher nutzbar gemacht werden – von Einträgen aus Gastronomie, Einzelhandel, Kultur und Veranstaltungen bis hin zum Mängelmelder, in dem beispielweise Straßenschäden in einer Karte verortet direkt an die Stadt gemeldet werden können. Einträge in den einzelnen Modulen kann jede*r vornehmen, die App wird also vom Mitmachen der Stadtgesellschaft leben. 

Nächste Schritte noch im Oktober 
Zum Abschluss der Veranstaltung informierten Stefan Postert und Jens Nußbaum über die nächsten Schritte. Dabei steht insbesondere die fortlaufende Einbindung und Beteiligung der Akteur*innen im Mittelpunkt. Denn wie Dortmunds Innenstadt in Zukunft aussehen wird, ist in der Öffentlichkeit immer wieder Thema. Noch im Oktober werden Spaziergänge durch die verschiedenen Quartiere der Innenstadt stattfinden. Dabei wird das lokale Wissen der jeweiligen Akteur*innen vor Ort erfasst, das in die Analyse mit einfließt. Zudem tauscht sich das Projektteam mit ausgewählten Expert*innen in Interviews zu Qualitäten der Dortmunder City, Stärken und Schwächen sowie Nutzungs- und Entwicklungsmöglichkeiten aus. Stadt+Handel bereitet außerdem aktuell eine Online-Umfrage vor, in der die Öffentlichkeit die Dortmunder City und ihre Quartiere bewerten soll.

Viel Positives tut sich schon in der City
Eine wichtige Erkenntnis des Abends war, dass es – abseits von aktuellen Herausforderungen wie Leerständen und Baustellen – auch Positives aus der City zu berichten gibt: 

  • Es gibt Nachfrage im Einzelhandel nach Ladenlokalen und Gastronomieflächen, 
  • der erste Dortmunder Nachtbeauftragte hat seinen Dienst aufgenommen, 
  • die City wird grüner, zum Beispiel temporär durch den Pocket-Park an der Reinoldikirche und langfristig im Rahmen der Durchgrünungsplanung des Umweltamtes, 
  • DORTMUND KREATIV unterstützt die kultur- und kreativwirtschaftlichen Entwicklungen in Dortmund und vieles mehr. 

Darauf soll nun aufgesattelt werden, die Stadt soll zum Erlebnisraum werden: Es braucht Visionen, Umsetzungsbereitschaft und vor allem Stadtmacher*innen, die sich dabei einbringen, Dortmund nachhaltig als Anziehungspunkt für alle zu gestalten.

Wie vom Projektteam erhofft wurde mit der Veranstaltung ein erstes zentrales Ziel erreicht: Die verschiedenen Akteur*innen miteinander ins Gespräch zu bringen, Aufbruchsstimmung zu erzeugen und gemeinsam Ideen zu formulieren, wie die Dortmunder City nachhaltig weiterentwickelt werden kann. Denn die Stärkung der City kann nur gelingen, wenn alle Beteiligten gemeinsam an tragfähigen und passgenauen Strukturen, Nutzungen und Funktionen arbeiten. Die verschiedenen Kompetenzen, Erfahrungen und Ideen sind grundlegend für ein erfolgreiches Konzept zur Weiterentwicklung der Innenstadt, das von allen akzeptiert und Hand in Hand von allen Akteur*innen umgesetzt wird. 

Hintergrund: Gemeinsam auf dem Weg 
Im Juni wurde der Startschuss für die vom Rat der Stadt beschlossene Etablierung eines Citymanagements für die Dortmunder Innenstadt gegeben. Eine wichtige Aufgabe, die in einer starken Allianz von Stadt und privaten Akteuren getragen und angegangen wird. 

Mit dem Prozess werden gemeinsam die konzeptionellen Grundlagen zum Anstoß eines Citymanagements erarbeitet. Dieses soll deutliche Impulse zur stadtstrukturellen und wirtschaftlichen Stärkung der Dortmunder City setzen und sowohl Aspekte der Stadtentwicklung als auch des Stadtmarketings behandeln. Gemeinschaftlich wird ein Weg eingeschlagen, der ein zukünftiges Bild der Dortmunder City zeichnet. Ziel ist es, bestehende Netzwerke zu stärken und – wo nötig – neue Bündnisse zu schmieden.

Der Anstoß eines Citymanagements wird durch das „Sofortprogramm zur Stärkung unserer Innenstädte und Zentren in NRW 2020“ gefördert. Die Stadt Dortmund hat sich erfolgreich um finanzielle Mittel aus diesem Sonderprogramm des Landes beworben und dem Rat der Stadt ein Gesamtpaket zur Stärkung der City vorgelegt. Darin enthalten sind kurzfristige Maßnahmen zur Aufwertung des öffentlichen Raums in der City (z.B. Sonderreinigungen, Beleuchtungsverbesserungen und die Aufwertung von Grünflächen), die Erarbeitung von Machbarkeitsstudien zur Nachnutzung großer Einzelhandelsimmobilien sowie die Etablierung eines Citymanagements. Darüber hinaus sind bereits zahlreiche weitere Maßnahmen zur Stärkung der City angeschoben, wie etwa die Aufstockung des Service- und Präsenzdienstes, die Ausstattung der City mit Pop-Up-Grün wie dem „Gartenparadies Reinoldikirchplatz“ und die Konkretisierung des Masterplans Plätze für die prägenden Stadträume der City. Der Prozess zum Anstoß eines Citymanagements wird bis Ende 2022 finanziell gefördert und durch das Amt für Stadterneuerung gesteuert.

Autor*in
Sylvia Tiews