Die Chance ergreifen

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Die Jobmesse „Meet and Match“, die die Wirtschaftsförderung Dortmund gemeinsam mit der Südwestfalen Agentur GmbH und der Transfergesellschaft BOB Transfer GmbH für die Beschäftigten von Caterpillar organisiert hat, sprengte alle Erwartungen. Mit 15 Unternehmen hätte die Messe stattgefunden, bei 20 hätten sich alle gefreut und am Ende musste die Messe sogar erweitert werden. Ganze 60 Stände waren beim „Westfälischen Meet and Match“ in den Dortmunder Westfalenhallen ausgebucht. Das ist die gute Nachricht für die rund 600 Beschäftigten von Caterpillar in Dortmund, für die nun eine lange Ära zu Ende geht.

Hoffnung und Schmerz bei den Beschäftigten

Doch noch überwiegen bei vielen die Trauer um den verlorenen Job und die Sorge vor der Zukunft. „Bei mir ist sehr viel Herzblut mit dabei. Da wird ein Stück Geschichte einfach weggewischt. Wir haben eine super Historie, haben ein super Team, haben super Produkte. Da ist schon eine Menge Wehmut mit dabei“, sagt Betriebsrat Johannes Röger, der seit 17 Jahren in der Zollabteilung des Unternehmen tätig ist. Gleichzeitig sind alle Beteiligten dankbar und beeindruckt von der Größe der Messe und dem Engagement der Unternehmen vor Ort. Der Betriebsratsvorsitzende Olaf Mohr war selbst 47 Jahre lang am Standort in Dortmund, davon die letzten 10 Jahre unter der Flagge von Caterpillar: „Dass die Entscheidung in Amerika getroffen wurde, ohne an uns heranzutreten, kann ich nicht nachvollziehen. Das tut sehr weh. Dennoch macht die Belegschaft bis zum letzten Tag mit und erhofft sich natürlich auch viel von der Jobmesse hier.“ Selbstbewusst ergänzt er: „Es hat sich offenbar rumgesprochen, dass die Kolleginnen und Kollegen top qualifiziert sind. Das macht mir Hoffnung.“

Fachkräftemangel trifft auf beste Qualifikationen

Und so hat der Großteil der Noch-Caterpillar-Beschäftigten die Chance genutzt und sich in den Westfalenhallen einen Überblick über die Jobangebote der regionalen Wirtschaft gemacht. Die Unternehmen kamen auch von weit her, denn der Fachkräftemangel ist für die meisten sehr real. So auch für Christine Lehne von der Maschinenfabrik Reinhausen. Sie ist eigens aus Regensburg angereist, um in Dortmund nach Fachkräften für ihre Niederlassung im Ruhrgebiet zu finden. „Wir sind gerade auf der Suche nach LKW Fahrern und Monteuren für unser Service-Geschäft und unsere Werkstatt in Dortmund. Es ist tatsächlich schwierig, Fachkräfte zu finden.“

Der Fachkräftemangel droht die heimische Wirtschaft auszubremsen. Das gilt bis weit über die Region von Dortmund hinaus. Daher hat sich Marie Ting, Prokuristin der Südwestfalen Agentur, gerne als Mitveranstalterin am „Meet and Match“ beteiligt: „Wir haben auf der einen Seite in Südwestfalen einen echten Fachkräftemangel. Auf der anderen Seite haben wir aber auch ein spannendes Angebot. Bei uns gibt es neben Jobs auch ein lebenswertes Umfeld. In Südwestfalen kann man vielerorts im Grünen leben und sich viel eher ein eigenes Haus leisten als beispielsweise in Köln oder Dortmund. Diese Kombination von spannenden Jobperspektiven und spannenden Lebensperspektiven aufzuzeigen, ist unser Ziel heute.“

Auch Oberbürgermeister Thomas Westphal verschaffte sich einen Überblick. Mit dieser großen Resonanz hatte er aber nicht gerechnet: „Das zeigt, wie groß der Fachkräftemangel ist. So gesehen, ist der Zeitpunkt sicherlich gut. Aber wir hätten natürlich wesentlich lieber gesehen, wenn Caterpillar in Dortmund geblieben wäre. Aber beruflich zeigt die Veranstaltung heute, dass für viele eine Perspektive gegeben ist.“ Und so verfolgt Westphal das Geschehen wie viele andere auch mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

Erste Messe seit Corona

Nur einer freut sich heute wie Bolle: Christian Plothe ist Geschäftsführer der Messe Westfalenhallen Dortmund GmbH. Er konnte am 1. Juli 2021 zum ersten Mal seit September 2020 seine Messetore öffnen: „Das fühlt sich fantastisch an. Endlich wieder Menschen zu sehen. Denn 60.000 Quadratmeter leerer Hallen – das macht keinen Spaß. Wir Messeleute leben ja dafür, diesen Marktplatz für Menschen zu öffnen. Jetzt wieder Aussteller zu sehen, die ihre Stände aufbauen. Besucher, die an den Eingängen stehen. Die Mitarbeiter endlich wiederzusehen. Das fühlt sich an wie ein Familientreffen, auf das man sehr lange gewartet hat.“

Ähnlich positiv gestimmt zeigen sich auch viele der beteiligten Unternehmen. Sie treffen nicht nur auf gut ausgebildete, sondern auch auf gut vorbereitete Bewerber. „Wir haben viele Kontakte und vor allem gute Kontakte, auch für Stellen, die wir gar nicht ausgeschrieben haben. Diese Leute werden wir uns ganz genau ansehen. Denn wenn man gute Bewerber hat, muss man sehen, ob man denen nicht eine Stelle schaffen kann. Das übertrifft unsere Erwartungen“, resümiert Holger Werth, von Uhde High Pressure Technologies GmbH am Standort Hagen.

Einer der Mitorganisatoren vom „Meet and Match“ ist die BOB Transfer GmbH. Auf sie kommt eine Menge Arbeit zu. Im August werden die ersten 300 Beschäftigten von Caterpillar in die einjährige Transferzeit wechseln. Ab dann kann die Transfergesellschaft mit dem Matching beginnen. Frank Grützenbach von der Wirtschaftsförderung Dortmund ist vorsichtig optimistisch, dass das in vielen Fällen gelingen kann. „Es geht ja nicht nur darum irgendeinen Job zu finden, sondern einen guten Job, wo die Firma und das Umfeld stimmen. Aber die Resonanz auf die Messe zeigt deutlich, dass die Unternehmen in der Region wirklich neue Fachkräfte brauchen. Und ich habe heute sehr viele sehr positive Rückmeldungen bekommen.“

Und so werden viele Messebesucher und Messebesucherinnen mit ein bisschen Glück schon bald eine neue Jobperspektive gefunden haben. Wie zum Beispiel der Schweißer Adrian Franke. Noch ist er eher skeptisch: „Das klingt zwar alles ganz interessant“, sagt er, als er gerade ein Gespräch beendet hat und ergänzt: „Aber für mich war bis jetzt noch nicht allzu viel dabei.“ Und im gleichen Moment ruft ihm die Dame, mit der er zuvor gesprochen hat noch hinterher. „Ich melde mich auf jeden Fall bei Ihnen!“ Die Chancen stehen also gar nicht so schlecht.

Autor*in
Philipp Hartmann