Dauerbrenner Vereinbarkeit in neuem Licht

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stock.adobe.com, Bildmontage: Beate Fleck.

Geschlossene Kitas und Homeoffice – in vielen Unternehmen hat sich durch Corona wieder einmal gezeigt, wie wichtig gute Konzepte zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind. Die Brisanz des Themas „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ ist hoch. Das sahen auch die 22 Teilnehmenden des Auftakts zur gleichnamigen Online-Seminar-Reihe so, denn 70 Prozent von ihnen gehen das Thema in ihrem Unternehmen proaktiv an. Gemeinsam mit der Prospektiv GmbH hat das Kompetenzzentrum Frau & Beruf die Online-Seminar-Reihe mit insgesamt fünf Veranstaltungen ins Leben gerufen. Julia Kramer und Arne Lehmann moderieren die Reihe, die am 4. Juni gestartet ist.

 

Streitthema, Dauerbrenner oder Lückenbüßer?

Die Frage, wie Eltern Beruf und Familie gut miteinander in Einklang bringen können, ist nicht neu. Dennoch stellt das Thema Betriebe immer wieder vor Herausforderungen. Denn laut eine Studie zu „Renditepotenzialen der NEUEN Vereinbarkeit“ müssen betriebliche Lösungen unterschiedliche Kriterien erfüllen:

 

  • Mütter und Väter gleichermaßen ansprechen
  • Von der Familiengründung bis zur Pflege alle Lebensphasen der Beschäftigten mitdenken
  • Die Angebote mit den tatsächlichen Bedürfnissen in der der Belegschaft abstimmen

 

Was das Thema Vereinbarkeit für die Betriebe bedeutet, die an dem Online-Seminar teilnahmen, wurde in mehreren Umfragen erhoben. Danach äußern sich die Bemühungen um eine bessere Vereinbarkeit vor allem in verschiedenen Arbeitszeitmodellen. Hier engagieren sich die Unternehmen bislang am stärksten, um die Mitarbeiterzufriedenheit zu steigern und die Bindung ans Unternehmen zu erhöhen. Aber auch übergeordnete Ziele spielen eine Rolle. So wollen die Personalverantwortlichen, die am Online-Seminar teilnahmen, durchaus auch gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen und eine moderne Arbeitswelt aufbauen.

 

Commitment, Personalbindung, Mitarbeiterzufriedenheit

Im Kern geht es um Motivation und darum, Stress für die Beschäftigten zu reduzieren und somit eine höhere Arbeitszufriedenheit zu erzielen. Das wiederum trägt zur Imagebildung als Arbeitgeber oder Arbeitgeberin bei und hilft den Unternehmen, zum Beispiel Prädikate zu erwerben und somit zur Weiterentwicklung und Festigung der Arbeitgebermarke. Das Fazit einer Teilnehmerin fasst es treffend zusammen: „Das Thema Vereinbarkeit ist ganz klar ein "harter" Standortfaktor für unser Unternehmen und somit ein wichtiger Rekrutierungs- und Bindungsfaktor für Beschäftigte.“

 

Auch wenn die Motive für gute Lösungen zur Vereinbarkeit stark sind, bleiben für die Unternehmen Herausforderungen zu meistern. Das beginnt bei der Akzeptanz der Führungskräfte. Aber auch Lösungen für die Kinderbetreuung in Randzeiten sind immer wieder schwer zu realisieren. Und es bleibt das Problem der notwendigen Präsenz in Berufen mit Kundenkontakt, in der Pflege oder in Schichtbetrieben der Produktion.

 

Chancen der Digitalisierung für die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie

Letztlich geht es innerhalb der Betriebe auch immer um einen Ausgleich zwischen Beschäftigten mit Familie und ohne sowie zwischen Voll- und Teilzeitbeschäftigten. Wann ist die beste Zeit für gemeinsame Besprechungszeiten? Wie lässt sich eine Ungleichbehandlung vermeiden, wenn Eltern sich vermeintlich die besten Zeiten rauspickern können oder die Arbeitslast ungleich verteilt wird?

 

Wollen Unternehmen Beschäftigte bei Vereinbarkeitskonflikten unterstützen, geht es um mehr als Arbeitszeitmodelle. Auch die Flexibilisierung des Arbeitsortes, die Unternehmenskultur und das Verhalten der Führungskräfte spielen eine Rolle. „Rund 80 Prozent aller kleinen und mittelständischen Unternehmen sagen, dass digital unterstütze flexible Arbeitsformen die Vereinbarkeit erleichtern“, sagt Referent Arne Lehmann und zitiert die Studie der Bundes Familienministeriums "Digitalisierung – Chancen und Herausforderungen für die partnerschaftliche Vereinbarkeit von Familie Beruf" von 2015 und ergänzt: „Ich bin überzeugt, dass die Digitalisierung partnerschaftliche Arbeitsmodelle, mehr Zeitsouveränität und eine bessere Vereinbarkeit unterstützen kann.“

 

Dies alles sind Aspekte, denen sich die Online-Seminar-Reihe zum Thema Vereinbarkeit noch widmen wird. Insgesamt erlebten die 22 Teilnehmenden einen abwechslungsreichen Auftakt und schätzten die interaktiven Elemente wie Chat, Umfragen und den Live-Austausch des Online-Angebotes.

 

Das nächste Seminar der Reihe findet am 16. Juli zum Thema „Arbeitszeit: Zwischen Flexibilisierung und Entgrenzung“ statt. Anmeldungen sind noch möglich.

Autor*in
Mareike Kauffeld