Mehr Rollenbilder in der IT!

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DiversITy WF Dortmund

Diversity in der IT – darum ging es am 18. Mai. Die WF Dortmund-Teams Beschäftigungsförderung/Regionalagentur Westfälisches Ruhrgebiet, Competentia und Firmenberatung luden zu einem intensiven Austausch gemeinsam mit tollen Expertinnen wie Diversity-Trainerin Heike Fischer, Dr. Bettina Horster, Vorstand VIVAI Software AG, und Jacqueline Thober, Mitarbeiterin der IHK GfI, ein. Unsere Kollegin Antje Rothenberg stellte zudem interessante Fördermittel für kleine und mittlere Unternehmen vor. Moderiert wurde die Veranstaltung durch Gundula Grzesik und Laura Kanthak.

Zu Beginn der Veranstaltung gab Heike Fischer einen Überblick über die verschiedenen und komplexen Diversity-Dimensionen, die die Trainerin auf den Punkt genau darstellte und erklärte. „Wer nicht jung bleibt, bleibt nicht in der IT“ war dabei ein zentrales Zitat. Neben dem Alter spielt natürlich auch die Geschlechterdimension in der Digitalisierungsbrache eine interessante Rolle: So werden Frauenstimmen bspw. bei durch Sprachsoftware unterstützte künstliche Intelligenzen (Alexa, Navis etc.) bevorzugt. Beim vermeintlich allseits bekannten Thema „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ bekommt die Bedeutung der Elternzeit plötzlich einen ganz neuen Umfang, wenn man auch non-binäre Menschen mit denkt. Daneben muss im Bereich von Menschen mit Beeinträchtigungen sehr viel weiter gedacht werden. Selbst Brille tragen ist eine Beeinträchtigung und „wenn alle anderen Einschränkungen so akzeptiert werden wie Brille tragen, dann haben wir viel geschafft“. Zudem sind Religion und (soziale) Herkunft Lebensbereiche, die in der Diversity-Thematik wichtige Bestandteile sind.

Dr. Bettina Horster fühlte sich in der IT nie diskriminiert, sondern eher wie ein Alien. Sie ist überzeugt: „Die IT ist der perfekte Frauenjob!“. Die Kinderbetreuung sei im Home Office um einiges leichter zu stemmen, sie selbst war vor 24 Jahren die erste Frau im Management eines großen Energieversorgers, die von Zuhause aus gearbeitet hat. Für viele Männer war das bereits normal. VIVAI ist ein mit dem Total E-Quality-Prädikat ausgezeichnetes Unternehmen. Dr. Bettina Horster sieht die Auszeichnungen auch unter einem pragmatischen Gesichtspunkt: „Es ist auch eine gute Gelegenheit um zu schauen, was wir eigentlich machen.“ Im Austausch mit dem Publikum geht sie noch etwas näher darauf ein. VIVAI unterstützt ganz aktiv weibliche Angestellte, das nächste Fachkräfte-Talent sei weiblich. Neben Geschlecht und Alter sei Dr. Bettina Horster aber vor allem wichtig, dass Fachkräfte menschlich ins Team passen. „Gute Laune schafft gute Projekte“.

Jacqueline Thober von der IHK GfI hat drei Kinder und ist klassische Bänkerin, die 16 Jahre in der Finanz- und Produktberatung tätig war. Als Quereinstieg in die IT eine gute Möglichkeit: „Ich habe schon in der Bank IT-Anwendungen weiterentwickelt, z.B. beim Online Banking“. Auch Jacqueline Thober war eine frühe Vorreiterin des Home Offices, das sie schon 2003/04 eingefordert hat. Die Arbeit von Zuhause aus war für die Bänkerin essentiell und hat bewusst nach einer Branche gesucht, die Zukunft hat. IT sei hier genau das Richtige gewesen. Die IHK GfI bot Jacqueline Thober ein Onboarding mit einem Paten, was als Neuling in der Branche eine wichtige Unterstützung gewesen ist. Sie brachte nur Soft Skills mit und wurde stärkenorientiert eingesetzt. „So kann ich Job und Familie mit drei Kindern und 80 km Arbeitsweg gut vereinbaren.“

Zum Schluss stellte Antje Rothenberg einige interessante Förderprogramme für Unternehmen vor. Mit den INQA-Checks können Unternehmen selber ihren Status Quo z.B. bei den Themen Führung, Gesundheit oder Kompetenz ermitteln. Betriebe, die zur Beratung in diesen Themenfeldern eine Unternehmensberatung in Anspruch nehmen wollen, können über die beteiligungsorientierten Beratungsprogramme Potentialberatung NRW oder unternehmensWert:Mensch mit ihren Zweigen finanziell unterstützt werden. Es gilt das Angebot an die Unternehmen bei geplanten Vorhaben ein individuelles Informationsgespräch zu Fördermitteln bei der Wirtschaftsförderung Dortmund zu erhalten.

Zum Schluss stehen die wichtigsten Fragen und Aufgaben für die Zukunft der IT im Raum. In Afrika bspw., berichtet Dr. Bettina Horster, ist die Frauenquote in der IT höher. Woran genau liegt das? Es müssen also mehr Rollenbilder in Deutschland her, die erfolgreich zeigen können, dass die IT exzellente Voraussetzungen für die Vereinbarkeit bietet. Zudem ist Gendern ein wichtiges Thema: Worte machen etwas aus und schaffen Realitäten. Apropos Realität: In der IT-Geschichte spielen vor allem Frauen eine wichtige Rolle, merkt Fr. Kohlstedt aus dem Publikum an. „In den 60er Jahren wurde ausschließlich von Frauen programmiert – bis man herausgefunden hat, dass man damit viel Geld verdienen kann.“ Einen interessanten Hinweis zum Thema Gendern lieferte dazu auch prospektiv aus dem Publikum: Gendern - Wahn oder Wissenschaft? - ZDFmediathek

 

Autorinnen: Laura Kanthak, Mareike Kauffeld

Autor*in
Laura Kanthak