Zwischen Rabenmüttern und Väterzeiten

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Beate Fleck, Wirtschaftsförderung Dortmund, Kompetenzzentrum Frau & Beruf
Zwischen Rabenmüttern und Väterzeiten

Familienfreundliche Personalpolitik brennt kleinen

und mittleren Unternehmen unter den Nägeln

 

Mehr als 40 Interessierte nutzen den ersten LunchTalk des Kompetenzzentrums Frau & Beruf, um sich über ihre Ideen und Herausforderungen rund um die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf auszutauschen.

„Als kleines Unternehmen muss ich immer kreativ sein, um meine Mitarbeiter glücklich zu machen“, sagt die Gastgeberin des ersten LunchTalks Katja Kortmann, Junior Chefin des Hotels Esplanade in Dortmund. Als Familienunternehmerin mit mehr als 100-jähriger Tradition sieht sie sich in der Pflicht zu einer ethischen und familienfreundlichen Unternehmensführung.

Familienfreundliche Dienstpläne, Transparenz und Eigenverantwortung als Leitlinien, Fortbildungen, gemeinsame Feiern, Unterstützung bei Behördengängen, aber auch ein Heilpraktiker, der einmal im Monat für die Beschäftigten da ist, sind einige der Maßnahmen, die das Leben der Angestellten erleichtern sollen. Mit Erfolg, denn die Fluktuation ist gering und Hausdame Simone Ademoski, eine der 35 Mitarbeitenden bestätigt: „Ich freue mich jeden Morgen, hierher zu kommen.“

Familienfreundliche Personalführung durch eine sehr individuelle Art der Problemlösung wird im Hotel Esplanade gelebt und wurde bereits mehrfach ausgezeichnet. Aber wie sieht es in den andren Unternehmen aus?

Herausforderungen rund die Vereinbarkeit von Beruf und Familie kennen viele. Besonders dort, wo Präsenz gezeigt oder Schichten abgedeckt werden müssen, ist es schwierig. Auch Konflikte zwischen Vollzeit und Teilzeit sind nicht unbekannt. Im Austausch LunchTalk-Gäste finden sich zu vielen Problemen in anderen Unternehmen praktikable Lösungen, wie dienstliche Handys, Vertrauensarbeitszeiten oder Homeoffice.

Ein Familienordner gibt erste Hinweise

 

Ungelöst ist für viele noch die Kinderbetreuung. Nur wenige können ihren Beschäftigten Betreuungsplätze anbieten. Hier ist die Bereitschaft groß, über gemeinsame Lösungen nachzudenken. Das gleiche gilt für das Thema Pflege. Werden die Beschäftigten älter, belastet die Betreuung von älteren Angehörigen stark.

Uta C. Alborn von der August Alborn GmbH & Co. KG, eine der rund 40 Besucherinnen des LunchTalks, sieht vor allem die Übergänge und Veränderungen im Privatleben als schwierig und kraftraubend an. Daher stellt sie ihren Beschäftigten für den Notfall einen Familienordner mit aktuellen Ansprechstellen und Infos bereit. Eine Idee, die bei den anderen Teilnehmenden auf Interesse stößt, so dass Uta C. Alborn den Familienordner ganz im Sinne des Netzwerkens und des Austauschs gerne weitergeben wird.

Gemeinsam ist man weniger allein: Betrieblich unterstützte Kinderbetreuung

 

Gleich mehrfach wurde der Gedanke geäußert, ob es nicht möglich sei, bei der Kinderbetreuung gemeinsam Lösungen auf die Beine zu stellen? Die Bereitschaft und der Wunsch bei den Unternehmen waren da, ließen da nicht Bauordnungen und andere Bestimmungen grüßen. Gut möglich, dass beim nächsten LunchTalk schon versucht wird, das Thema betrieblich unterstützte Kinderbetreuung gemeinsam anzugehen.

Fazit: Es tut sich was in vielen kleinen und mittleren Unternehmen in der Region. Familienfreundlichkeit wird hier sehr ernst genommen. Nur gegen Stereotype, die beruflich engagierte Mütter immer noch als Rabenmütter abstempeln und die verhindern, dass Männer gleichberechtigt lange Elternzeiten nutzen, sind auch die Unternehmen machtlos.

Veranstalterin Ursula Bobitka vom Kompetenzzentrum Frau & Beruf war hochzufrieden mit Resonanz und Ablauf des ersten Dortmunder LunchTalks zur Familienfreundlichen Personalpolitik: „Ganz ehrlich, so eine hohe Zahl an Anmeldungen hatten wir gar nicht erwartet. Aber das zeigt uns, dass wir sowohl mit dem Thema als auch mit dem Veranstaltungsformat in der Mittagspause goldrichtig liegen.“

 

Autor*in
Ursula Bobitka