"1, 2, 3 – Ja, mache ich!"

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Nachfolge ist weiblich
Nachfolge ist weiblich BPW Club Essen/Competentia

Am 21. Juni bot der Business & Professional Women Club Essen unter dem Motto "Nachfolge ist weiblich!" eine digitale Veranstaltung an. In Kooperation mit Susanne Trepmannnn von "Handlungsspielraum" und Laura Kanthak vom Kompetenzzentrum Frau & Beruf Westfälisches Ruhrgebiet ging es im kunterbunten Online-Workshop um die unternehmerische "Staffelstabübergabe".

Am Nationalen Aktionstag zur "Unternehmensnachfolge durch Frauen" wird eine besondere Herausforderung unserer Wirtschaft angesprochen, denn (junge) Unternehmensnachfolgen sind rar. Umso wichtiger daher, für dieses Thema zu begeistern und neue Potentiale zu gewinnen. Im Rahmen des Workshop teilten unsere erfolgreichen Nachfolgerinnen ihre Expertise und erzählten vom eigenen Werdegang mitsamt allen Höhen und Tiefen. Susanne Trepmann moderierte durch den Abend und brachte es mit ihren Fragen oftmals genau auf den Punkt.

Der Weg in die Nachfolge war für Eva Valentina Kempf, Geschäftsführerin bei HENKELHAUSEN GmbH & Co. KG, ein Weg mit Kurven, der sie jedoch immer wieder zum Familienunternehmen führte. Während ihres Studiums und der anschließenden Tätigkeit in einer Unternehmensberatung stand das Thema Nachfolge immer wieder im Raum. 2019 entschied sie sich dann für den Schritt ins familieneigene Unternehmen. Hierbei stand für sie fest: "Aber ich gehe meinen eigenen Weg." "Learning by doing" hieß dann für Eva Kempf die Devise. Auch im Hinblick auf ihre Funktion eines Role Models – im eigenen Betrieb sowie für andere Frauen und Mädchen. "Ich sehe mich selbst auch als Vorbild, dass man einen solchen Schritt machen kann. Wir versuchen auch in Schulen sehr präsent zu sein und bilden aus."

Maike Grüne hat als Geschäftsführerin bei Grünes Leihhäuser GmbH & Co KG eine Menge Filialen und Beschäftigte unter sich. Die Chefetage war dabei nicht ihr erstes Ziel – sie wagte es schlussendlich trotzdem. "Ich habe festgestellt, dass Freiheit und Selbstbestimmtheit wichtige Themen für mich sind, vor allem bei der Umsetzung neuer Ideen. Das war letztendlich nur als Geschäftsführung möglich." Ihr Vater, ehemaliger Geschäftsführer, hält ihr dabei den Rücken frei. Der Kontakt zu gleichgesinnten Frauen ist für Maike Grüne sehr wichtig, vor allem bei der Weiterentwicklung des eigenen Unternehmens, auch in Sachen Digitalisierung.

Yvonne Bouguila wusste genau, wohin ihr Weg sie führen wird: Nämlich an die Spitze von Allround-Werbeservice. Als Mitarbeiterin des Unternehmens eröffnete sich ihr eines Tages die Möglichkeit, Leitung auf Probe zu werden, da die ehemalige Inhaberin mit einem Krankheitsfall in der Familie ungehen musste. Yvonne Bouguila stellte sich umgehend zur Verfügung. "Das hat gut funktioniert und wir haben es ein Jahr lang durchgezogen." Später folgte daraufhin die Anfrage ihrer Vorgängerin, die Geschäftsführung komplett zu übernehmen. Die Entscheidung fiel schnell: "1, 2, 3 - ja, mache ich!" Auf ihrem weiteren Weg hin zur Inhaberin war die IHK eine zuverlässige Partnerin.

Im Familienunternehmen von Susanne Klier war klar: Die nächste Generation übernimmt die Leitung. Die Unternehmensbegleiterin von FamilyBusinessConsulting war Gesellschafterin und startete direkt mit einer Sanierungskrise. "Wir mussten deshalb schnell Entscheidungen treffen und funktionieren." Nachdem diese Hürde gemeistert war, standen viele Ideen im Raum, die zusammengeführt werden mussten – bis Corona ins Land zog. Von da an ging Susanne Klier einen neuen Weg: "Ich hatte beschlossen: Wenn ich allein ein Unternehmen aufbaue, komme ich schneller zum Erfolg." Heute begleitet sie selbst Familienunternehmen in ihrer Entwicklung und legt dabei großen Wert auf Kontinuität in der Kommunikation.

Unterstützung bei der Unternehmensübernahme bzw. bei der Führung von Beschäftigten findet frau (und man) bei der IHK mittleres Ruhrgebiet und dem Kompetenzzentrum Frau und Beruf Westfälisches Ruhrgebiet. "Bei unseren Formaten ist uns der Erfahrungsaustausch wichtig. Führungsinteressierte Frauen sollen von erfahrenen Role Models lernen können." Führungs-Know how, Persönlichkeitsentwicklung und Netzwerken sind wichtige Punkte für Projektmanagerin Laura Kanthak.
Die Nachfolge Allianz Ruhr, initiiert durch die IHK, sensibilisiert ebenfalls für die aktuelle Unternehmensnachfolgesituation. Mit 18 starken Arbeitsmarktpartner*innen konnte ein vielfältiges und transparentes Angebot geschaffen werden. "Bei uns haben betroffene Unternehmen auch die Möglichkeit anonym nach externen Nachfolgen zu suchen. Wir bringen dann die Interessenten mit den entsprechenden Angebotstellenden zusammen. In Sachen Finanzen, Förderungen und Rechtliches stehen uns dann unsere Partner*innen mit Rede und Antwort zur Seite", erklärt Lea Wegmann. Außerdem wird ein Mentoringnetzwerk aufgebaut. Erfahrene Führungskräfte gesucht!

Die 1. Vorsitzende des BPW Club Essen e.V., Silke Grüner, ist sehr zufrieden mit dem Workshop anlässlich des Nationalen Aktionstags: "Diese tollen Frauen haben sich für unseren Workshop stark gemacht und durch ihre eigenen Erfahrungen gezeigt, was für Frauen in der Nachfolge alles möglich sein kann. Aus unserer Sicht war dieser Abend Dank der guten Vorbereitung durch Susanne Trepmann und jeder einzelnen Referentin und Expertin eine rundum gelungene Veranstaltung. Ich freue mich aufs nächste Jahr."

Autorin: Laura Kanthak

Autor*in
Laura Kanthak